Via Crucis, der „Nürnberger Kreuzweg“

Ein Bericht von Bernhard Hassold, 2021

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„Das Leben und Leiden Jesu und seine Auferstehung sind Zeichen der Hoffnung.“ Lassen Sie sich beeindrucken!

Der Nürnberger Kreuzweg wurde von dem bekannten Nürnberger Bildhauer Adam Kraft im Spätmittelalter von 1506–1508 geschaffen. Deshalb trägt er heute auch die Bezeichnung Adam-Kraft-Kreuzweg.

Er führt vom Pilatus-Haus über das Tiergärtnertor und die Burgschmietstraße zum Johannisfriedhof. In sieben Stationen wird durch Sandsteinreliefs plastisch und authentisch den Gläubigen die Passion Jesu vor Augen geführt. Sie geben ein Bild der Frömmigkeit der Menschen zu Ausgang des Mittelalters wieder. Der originale Kreuzweg in Jerusalem geht vom Statthalterpalast des Pilatus, vor dem das Urteil über Jesus gesprochen wurde, zum Berg Golgatha, wo die Kreuzigung vollzogen wurde. Die Distanzen entsprechen den Verhältnissen am historischen Ort Jerusalem. Pilger hatten die Weglänge in Schritten gemessen und von ihrer Reise mitgebracht. Die Entstehung des Kreuzweges ist in der tiefen Gläubigkeit der Menschen des späten Mittelalters zu suchen. Fromme Gläubige konnten vor den Stationen andächtig innehalten, mitleiden und mittrauern.

Die Stationen waren einst farbig gefasst. Die sieben Kreuzwegreliefs sind aus einer mittelkörnigen, gelblichen Varietät des Nürnberger Burgsandsteins gehauen. Über die Jahre wurden durch Witterung und Kriege viele Details zerstört und mussten wieder aufwendig restauriert werden.  Um 1900 wurden die Originale durch Kopien ersetzt. Die ursprünglichen Stationen befinden sich als Leihgabe der Stadt Nürnberg im Germanischen Nationalmuseum.

Zum Gesamtwerk gehören außerdem die Grablegung in der Holzschuher-Kapelle und die Kreuzigungsgruppe im Heilig-Geist-Spital.

Das spätgotische Pilatus-Haus, oder auch „Haus zum geharnischten Mann“ genannt, wurde 1489 vom Harnischmacher Hans Grünwald erbaut. Der Name Pilatus-Haus ist seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich, als das Gebäude als Ausgangspunkt der Kreuzwegstationen angesehen wurde.

Der St. Johannisfriedhof ist ein weltbekannter Friedhof im Stadtteil St. Johannis. Im Mittelalter wurden die Verstorbenen innerhalb der Stadtmauern beigesetzt. Als die Pest wütete und die Angst vor Ansteckung um ging, hat man die Pesttoten außerhalb der Stadtmauern beigesetzt. Der Johannisfriedhof wurde im 14ten Jahrhundert als Friedhof für die an Pest oder Lepra Verstorbenen angelegt. Der Friedhof ist durch die St. Johannis Kirche, den vielen mit Steinplatten bedeckten Grabstätten und der Holzschuher-Kapelle geprägt. Wegen der vielen Rosenbüsche wird er auch oft Rosenfriedhof genannt.

Viele Grabstätten sind künstlerisch mit wertvollen Bronzeepitaphien gestalteten, Hier findet man kulturgeschichtlich bedeutsame Grabsteine berühmter Nürnberger Persönlichkeiten, wie von Albrecht Dürer, Veit Stoß, Hans Sachs, Willibald Pirckheimer, Amselm von Feuerbach (Strafrechtsgelehrter), u.a.m.

Berühmt ist der Hochaltar der Kirche, um 1515 entstanden und finanziert durch eine Stiftung der Nürnberger Patrizierfamilie Holzschuher. Im Dreifiguren-Schrein steht die Muttergottes zwischen den beiden Johannes (dem Täufer und dem Evangelisten). Er wurde von Wolf Traut im Stil von Veit Stoß gemalt. Die Kirche selbst war lange Zeit auch Begräbnisort.

Auf der Ostseite des Friedhofs steht die Holzschuher-Kapelle. Bereits 1395 wurde hier die Stephanus-Kapelle, eine Pestkapelle errichtet. 1506 wurde sie zur Heilig-Grab-Kirche von Hans Beheim d.Ä. umgestaltet, gestiftet von Nürnberger Ratsfamilien, u.a. der Familie Holzschuher. Die Holzschuher verdienten im Mittelalter gutes Geld mit ihrem Mühlabfuhrbetrieb. Sie sind auch in Kairlindach ein Begriff, ist doch nicht in St. Kilian ein Epitaph der Familie vorhanden. Sie waren einst auch Herren auf Neuenbürg.

In der Kapelle ist die Begräbnisgruppe zu finden.

Das Heilig-Geist-Spital wurde 1339 zusammen mit einer Kirche als sogenanntes Siechenhaus errichtet. Es diente in erster Linie als Wohnstätte für Patrizier-Senioren*innen, aber auch allgemein für Alte und Behinderte, als Schulhaus, Spital mit Apotheke sowie Wöchnerinnenstation. Im Kreuzganghof des Spitals befindet sich die Kreuzigungsgruppe.

Ganz in der Nähe! Wer noch etwas mehr Zeit mitbringt, den ist ein Besuch der Friedenskirche in St. Johannis und der Hesperidengärten empfohlen.

Neben den Friedhof St. Johannis ist der Rochusfriedhof sehr bemerkenswert. Er liegt im Stadtteil Gostenhof mit historischen und künstlerisch wertvollen Bronzeepitaphien sowie kulturgeschichtlich bedeutsamen liegenden Grabsteinen und Grablegen der Nürnberger Bevölkerung aus mehr als fünf Jahrhunderten.

Die Stationen des Kreuzweges

Station 1, Burgschmietstraße 6

«Hir begegnet Cristus seiner wirdigen lieben Mutter die vor großen hertzensleit anmechtig ward iic Srit von Pilatus Haus». Jesus mit dem Kreuz begegnet seiner Mutter Maria, die beim Anblick ihres leidenden Sohnes ohnmächtig zusammenbricht.

Station 2, Burgschmietstraße – Ecke Weigelstraße

Das Relief zeigt Simon von Kyrene, der von den Soldaten gezwungen wird Jesus beim Tragen des Kreuzes zu helfen. Die Inschrift lautet: «Hir ward Symo gezwungen Cristo sein Kreutz helfen tragen».

Station 3, Burgschmietstraße

Die Statue thematisiert ein Wort Christi aus dem Evangelium (Lukas 23). Die Inschrift lautet: «Hir sprach Cristus Ir döchter vo Jherusale nit weynt über mich sunder über euch und ewre kinder». Jesus spielt dabei auf das Schicksal des jüdischen Volkes an, das sich mit der Zerstörung des Tempels durch die Römer und die Vertreibung aus dem Heiligen Land erfüllen sollte.

Station 4, Burgschmietstraße – Ecke Campestraße

Sie zeigt Veronika, die dem Heiland den Schweiß vom Gesicht abwischt. Das Antlitz Jesu blieb als Abdruck auf dem Tuch zurück. In Byzanz wurde das Tuch als Reliquie verehrt, verschwand dort aber im 14. Jahrhundert. Die Inschrift lautet: «Hier hat Cristus sein heiligs Angesicht der heiligen Fraw Veronica auf iren Slayer gedruckt vor irem Haus». Das Antlitz Christi auf dem Schweißtuch wird auch als «vera icon», das heißt wahres Bild Christi bezeichnet.

Station 5, Burgschmietstraße - Johannisstraße

Sie zeigt Christus, der sein Kreuz trägt und von seinen Bewachern geschlagen wird. Die Inschrift lautet «Hier tregt Cristus das Creutz und wird von den Juden ser hart geslagen». Die Station ist ein Beispiel für die antisemitische Politik des Nürnberger Rates im ausgehenden 15. Jahrhundert. 1499 wurden die Juden aus Nürnberg vertrieben.

Station 6, Johannisstraße - Rohlederstaße

«Hier felt Cristus vor großer unmacht auf die Erden». Die Darstellung lässt die Last des Kreuzes spürbar werden.

Station 7, Osteingang Johannisfriedhof

Sie hat die Beweinung Christi zum Thema. «Hier leyt Cristus vor seiner gebenedeiten wirdigen muter die in mit großem Hertzenleyt und bitterlichen Smerz klaget und beweynet». Der Jünger Johannes stützt den Leichnam Christi, der auf einem Leichentuch liegt und von Maria beweint wird. Im Hintergrund stehen die drei klagenden Frauen, Nikodemus und Joseph von Arimathäa.

Grablegung

Sie befindet sich in der Holzschuher-Kapelle. Die Ausarbeitung hat Adam Kraft wahrscheinlich einem Schüler überlassen. Den Hintergrund bildet ein Mosaik der Stadt Jerusalem.

Kreuzigungsgruppe

Sie ist im Heilig-Geist-Spital im Innenhof/ Kreuzgang zu besichtigen.

Quellen

de.wikipedia.org/wiki/Johannisfriedhof_(Nürnberg)

http://www.st-johannisfriedhof-nuernberg.de/st-johannisfriedhof_kapelle.html

https://www.nordbayern.de/2.283/auf-den-spuren-frommer-pilger-1.624017

Die Bilder wurden von B. Hassold am 30. Jan. 2021 gemacht.

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