Ein kleiner Kirchenführer

Geschichte

Ober die Anfange der Kirche ist wenig bekannt. Als sie 1379 zum ersten Mai urkundlich erwahnt wird, ist sie bereits Pfarrkirche, sie durfte also deutlich alter sein. 1348 wird die Stiftung einer HI. Messe in einer "Kapelle zu Kayerlinttach erwahnt, möglicherweise ein Vorgängerbau.

Der älteste erhaltene Teil ist sicher der untere Teil des Turms mit seinen machtigen Quadern, er stammt wohl bereits aus der Anfangszeit. Der gotische Chorraum wird dem 15. Jhdt. zugeordnet. Den 30-jährigen Krieg überstand die Kirche zwar, sie wurde jedoch vollig ausgeraubt.

Zahlreiche Umbauten u. a. nach Blitzschlägen und Bränden haben das Gesicht unserer Kirche immer wieder verändert. 1737/38 wurde der Turm aufgestockt und mit einer barocken Haube versehen. Das letzte "Langhaus" war im Verhältnis zu dem mächtigen Turm ungewöhnlich kurz, den Platz im Innenraum hat man mit mehreren zum Teil übereinander liegenden Emporen bestmoglich ausgenutzt. Die Orgelempore befand sich damals an der hinteren Seite.

1913 wurde das alte Langhaus abgerissen und durch einen Neubau in der Art des ausgehenden Jugendstils mit üppigen neobarocken Elementen ersetzt. Dabei wurden unter dem Kirchenboden mehrere bisher unbekannte Grüfte entdeckt und nach Untersuchung wieder verschlossen. Besonders berührend war der Fund einer kleinen Gruft in der Mitte des Kirchenschiffs mit dem schon bemalten und mit Versen verzierte Sarg eines unbekannten Kindes mit langen blonden Haaren.

Bei Renovierungen 1947 und 1963 wurde die alte, sehr überladene Ornamentik im Kirchenraum entfernt. 1986 erfolgte durch den Münchener Kunstmaler Siegfried Ehrenfeld eine farbliche Neugestaltung des Innenraums, welche dessen verschiedenen Stile wie Gotik, Barock und Jugendstil zu einer Einheit verband. Seither erstrahlt unsere Kirche in warmem "Kairlindacher Gelb", auf dem schlichte Ornamente, die frühkirchlichen Symbolen nachempfunden sind, in kraftigen Farben interessante Akzente setzen.

Altar

Eine kleine bescheidene Kostbarkeit ist der Altar unserer Kirche. Beim Kirchenneubau 1913 wurde der Altar von Johannes Scharrer, einem weit im frankischen Umkreis tatigen Bildhauer und Architekten, unter Verwendung alter barocker Teile neu gefasst. Aus der Zeit um 1900 stammt das Altarkreuz, eine wertvolle Oberammergauer Schnitzarbeit.

Das Altarbild ist eine Kopie des berühmten Gemäldes „Heilige Nacht" von Antonio Allegri da Correggio. Inmitten des Dunkels, das den Stall von Bethlehem und alle Völker bedeckt, erscheint "das Licht vom unerschöpften Lichte". In dieses Licht des Kindes werden alle Umstehenden getaucht. Die weitgehend unbekannte Nürnberger Malerin Auguste Haemmel hat 1913 diese Kopie fur unseren Altar geschaffen.

Kanzel

Wie der Altar, wurde auch die Kanzel 1913 von Johannes Scharrer aus alten, barocken Teilen neu gefasst. In den Feldem der Kanzel sind die vier Evangelisten mit ihren Symbolen und der auferstandene Christus dargestellt. Dieser trägt die österliche Siegesfahne und lässt die Zeichen des Leidens in Form der Dornenkrone und der Kreuzesnagel zu seinen Füßen hinter sich. Im Schalldeckel uber der Kanzel schwebt eine silberne Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der den Predigenden seinen Beistand verheißt.

Taufkapellenfenster

Die 3 kleinen Taufkapellenfenster, frühe Serienkunst im Stil der Jahrhundertwende, waren Spenden von Gemeindegliedern. Symbole wie Bibel und Abendmahlskelch erinnern an die reformatorischen Grundgedanken von Wort und Sakrament.

Passionsfenster

Das Passionsfenster, ebenfalls aus der Zeit urn 1900, zeigt den kreuztragenden Jesus auf seinem Weg nach Golgatha. Noch leidend, aber durch das Leiden auch schon verherrlicht wird der kommende Christus mit golden leuchtender Gloriole dargestellt. Auch dieses Fenster wurde von Gemeindegliedern gespendet.

Truchsessepitaph

Der Herr in Ritterrüstung ist der 1527 verstorbene Herr Georg von Truchseß vom nahen Schloss Neuenbürg. Ursprunglich lag das tonnenschwere Epitaph über dem den Zugang zu den Grüften der Familie Truchseß unter dem Altarraum. Diese wurden beim Umbau 1913 verschlossen, einige interessante Fundstucke wurden regionalen Heimatmuseen übergeben.

Holzschuherepitaph

1614 verstarb Hans Holzschuher. Das Epitaph jener Nürnberger Patrizierfamilie findet sich im Altarraum und zeigt im Wappen die namensgebenden Holzschuhe. Es wird wohl der Stolz auf die guten orientalischen Handelsbeziehungen gewesen sein, dass auch ein Mohr und zwei turbantragende Orientalen das Wappen zieren. Die heimliche Mitte bildet ein weißes, rot umrahmtes Kreuz.

Oberlenderepitaph

Den "edelsten und besten Menschenfreund und wahren Christ" Friedrich Gottlieb von Oberlender beklagt hier 1797 in barockem Überschwang der Gefühle "seine tief um ihn trauernde Gattin Friedrica von Oberlender". Eine fein gearbeitete Frauengestalt ziert sein Epitaph in steingewordener Trauer.

Orgel

Die Orgel, eine Schleifladenorgel mit 8 Manual-, 2 Pedal- sowie 2 mechanischen Registern wurde im Luthergedenkjahr 1883 von der Firma Steinmeyer aus Oettingen gebaut. Auch hier wurde wieder ein alter barocker Rahmen verwendet. Ein Putto mit weit ausgespannten Flugeln trägt den mittleren Prinzipalturm und sitzt dem Orgelspieler freundlich im Nacken.

Auferstehungsbild

Das Bild aus dem Jahr 1688 zeigt den barocken Christus, der die steinerne Enge des Grabes gesprengt hat und als strahlender Sieger erscheint. Das Bild wurde einst zum Gedenken an ihre im Alter von 16 Jahren verstorbene Tochter Rosina Magdalena Holzschuher von den trauernden Eltem gestiftet.

Passionsbild

"Horror coeli" hat der unbekannte Meister sein Bild überschrieben. Der gegeißelte und dornengekrönte Christus inmitten barocker Theatralik wird von den himmlischen Heerscharen tränenreich betrauert. Es ist ein früheres Altarbild, in den alten Kirchenunterlagen als ohne künstlerischem Wert vermerkt.


Taxi und Fotos: Horst Weingärtner
Idea und Vorarbeiten: Johannes Sichert
Titelbild: Michael Bolland
Quellen: "Weisondoder Bote" 1983 und 1987,
Unterlagen von Hr. Pf. Gollwitzer, Kirchenarchiv St. Kilian